Als „Werk der Grenzüberschreitung“ hat Hans Mayer das Gesamtwerk von Peter Weiss charakterisiert. Wo Grenzen überschritten werden und gängige literarische Kategorien versagen, betritt man unweigerlich ästhetisches Neuland. Mit den dramatischen Arbeiten, die zwischen 1964 und 1971 entstanden sind, hat Peter Weiss performative Welten geöffnet. Selbst mit dem Abstand von fünfzig Jahren beeindruckt die theatrale Innovationskraft. Eine spezifische Verbindung mit dem dramatischen Werk Georg Büchners zeigt sich in der politischen Motivation, in der Stoffwahl sowie in einer höchst variablen dramatischen Form. Während sich im Falle Büchners die bahnbrechende szenische Wirkung jedoch erst Jahrzehnte nach der Niederschrift der Texte einstellte, beeinflussten Peter Weiss’ Stücke und seine politischen und ästhetischen Reflexionen die Theaterlandschaft der 1960er Jahre unmittelbar. Der Vortrag untersucht, inwieweit die Stücke mehr als nur einer abgeschlossenen Nachkriegsepoche zuzuordnen sind und wo die formalen „Grenzüberschreitungen“ bis heute nachwirken. Welche Entwicklungen hat das dokumentarische Theater genommen? Bieten historische Figuren, politische Konflikte, philosophische Differenzen noch oder wieder bühnenwirksame Reibungsflächen?

Matthias Schubert studierte Germanistik, Philosophie, Psychologie und Vergleichende Religionswissenschaft in Tübingen und Heidelberg. Als freiberuflicher Kulturjournalist schrieb er für verschiedene deutsche Tageszeitungen (u.a. für die Stuttgarter Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung). Mehrjährige Engagements als Dramaturg führten ihn an die Theater in Heidelberg, Braunschweig und Gießen. Von 2014 bis 2016 war Matthias Schubert Gastdozent an Institutionen för kultur och estetik der Universität Stockholm. Aktuell ist er Mitglied der Schauspielleitung am Stadttheater Gießen.

 

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